Ringvorlesung "Heterogenität und Inklusion - Herausforderungen für die Lehrerbildung
Aufgaben von Lehrkräften in inklusiven Bildungssystemen – als Querschnittsthema
Prof. Dr. Conny Melzer, Universität zu Köln
17.03.2017, Campus Koblenz
Viele Professionalisierungsmodelle haben klare Vorstellungen von Lehrer*innenkompetenzen, die teils theoretisch fundiert, teils auch empirisch abgesichert sind. Kompetenzen umfassen dabei sowohl kognitive als auch affektive Aspekte und beziehen sich auf die Verbindung von Wissen und Können zur Bewältigung von Anforderungen. Doch welches Wissen und Können, welche Kompetenzen benötigen Lehrkräfte, um die Herausforderungen eines inklusiven Schulsystems bewältigen zu können? Vor welche Aufgaben werden die Kolleginnen und Kollegen gestellt? Der Vortrag nähert sich diesen Fragen und versucht dabei sowohl Kooperationsaspekte im Team arbeitender Lehrkräfte zu beachten als auch die aktuelle Diskussion in Bezug auf die Ausbildung angehender Lehrkräfte unterschiedlicher Lehrämter in den Blick zu nehmen.
Herausforderung Bildungssprache
Prof. Dr. Astrid Rank, Universität Regensburg
08.06.2017, Campus Landau
Die sogenannte „Bildungssprache“ wird häufig als Hürde angesehen. Sie wird in der Schule vorausgesetzt, nicht unbedingt aber gelehrt. Dabei gelten vor allem mehrsprachige Kinder als benachteiligt. Das akademische Sprachregister kann im Gegensatz zur Alltagssprache kaum im Alltagskontext erworben werden. Sein Ausbau benötigt Zeit und Gelegenheit. Im Vortrag wird anhand der Daten zweier Studien dargestellt, wie bildungssprachliche Muster bei Kindern im Vorschulalter und im Grundschulalter realisiert werden. Es wird aufgezeigt, mit welchen Faktoren die bildungssprachlichen Kompetenzen korrelieren: Der mehrsprachige Hintergrund spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle. Außerdem wird dargestellt, wie in fachlichen Kontexten (Naturwissenschaften, Mathematik) Bildungssprache gefördert werden kann. Die Ergebnisse der Studien können eine interessante Perspektive auf die sprachbewusste Gestaltung von Interaktionssituationen in Kita und Grundschule geben.
Behinderungsbedingte Differenzbearbeitung durch professionelle Kooperation in Schul- und Unterrichtssettings. Herausforderungen für eine inklusions-orientierte Lehrer/innenbildung
JProf. Dr. Andreas Köpfer, PH Freiburg
14.03.2018, Campus Koblenz
In diesem Vortrag wird – nach einführenden Überlegungen zur komplexen Schulentwicklungsaufgabe ‚Inklusion‘ zwischen normativer Programmatik und integrativer Praxis – der Fokus auf die professionelle Zusammenarbeit von Sonderpädagog/innen und Regellehrperson gelegt. Entlang eines schulethnographischen Projekts zu „Unterstützung von Lehrpersonen im Kontext inklusiver Lehr-Lernsettings“ (UNIP) werden Kontextrelationen der behinderungsbedingten Differenzherstellung durch Kooperations- und Adressierungspraktiken professioneller Akteur/innen herausgearbeitet. Vor diesem Hintergrund werden Verbindungslinien zur Lehrer/innenbildung hergestellt und Herausforderungen diskutiert. Abschließend werden konzeptionelle Bausteine eines interinstitutionellen Kooperationsprojekts im Rahmen forschungsorientierter Lehre vorgestellt.
Der Umgang mit Heterogenität: Heilsversprechen für eine inklusive Schule!?
Prof. Dr. Wolfgang Meseth, Philipps-Universität Marburg)
15.06.2018, Campus Landau
Das Thema "Heterogenität", genauer: der Umgang mit ihrm hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem zentralen schulpädagogischen Topos entwickelt. An ihn heften sich Erwartungen an die Verbesserung von Unterrichtsqualität, an die gezielte Professionalisierung von Lehrkräften und an die Entwicklung einer gerecht(er)en Schule. In der jüngeren Zeit konzentrieren sich diese Erwartungen verstärkt an die Herausforderungen, die sich auf die Realisierung eines "Inklusiven" Schulsystems beziehen.
Der Vortrag rekapituliert die Entstehungszusammenhänge des Topos "Heterogenität" und legt am Beispiel "Inklusion" typische Reflexionsprobleme des schulpädagogischen Topos "Heterogenität" frei. Konsequenzen, die aus diesen Überlegungen für die Lehrerbildung folgen könnten, werden abschließend zur Diskussion gestellt.
Perspektiven zur Ausbildung und Professionalisierung von Fachkräften zur Realisierung inklusiver Bildung in Deutschland
Prof. Dr. Rolf Werning, Leibniz-Universität Hannover
11.09.2018, Campus Koblenz
Die Ausbildung von Fachkräften ist für die Umsetzung der inklusiven Bildung in Deutschland von erheblicher Bedeutung. Die bisherige Lehrer*innenausbildung ist stark an den selektiven Strukturen des Bildungssystems ausgerichtet. Eine inklusive Bildung erfordert hier deutliche Veränderungen. In diesem Vortrag sollen die notwendigen professionellen Komptenzen für Lehrkräfte mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen an inklusive Schulen skizziert und - daraus abgeleitet - konkrete Perspektiven für die Veränderung der Ausbildung aufgezeigt werden.
Kooperation als Voraussetzungen für Inklusion und Umgang mit Heterogenität – Herausforderungen für die Lehrerbildung
Prof. Dr. Cornelia Gräsel, Bergische Universität Wuppertal
06.12.2018, Campus Landau
Die Kooperation an und von Schulen wird als wichtige Voraussetzung für die Umsetzung von Inklusion und einen besseren Umgang mit Heterogenität gesehen. Der Vortrag unterscheidet zunächst verschiedene Formen von Kooperation und legt dar, warum die enge und voraussetzungsreiche Form der Kokonstruktion für Inklusion besonders bedeutsam ist. Abschließend wird thematisiert, wie (angehende) Lehrer/-innen in der Lehrerbildung - in der Phase der Ausbildung, aber auch in Fortbildungen - besser auf diese Form der Zusammenarbeit vorbereitet werden können.
Inklusion – Was hat das mit uns zu tun? Zukünftige Gymnasiallehrkräfte für Inklusion sensibilisieren
Prof. Dr. Bärbel Kracke, Friedrich-Schiller-Universität Jena
20.02.2019, Campus Landau
Das Kompetenzprofil für Lehrkräfte in inklusiven Schulsettings wurde 2012 von der European Agency for Development in Special Needs Education beschrieben. Es wurden auch Szenarien dargestellt, die die Entwicklung dieser Kompetenzen fördern. Die Herausforderung an der FSU Jena bestand darin, Lehrende und Lehramtsstudierende für das Thema Inklusion in einer vor allem auf das Gymnasiallehramt orientierten Lehramtsausbildung zu sensibilisieren. Im Vortrag werden (1) der organisationale Entwicklungsprozess nachgezeichnet und (2) im Rahmen der QL-Initiative entwickelte curriculare Bausteine sowie Ergebnisse von Evaluationen vorgestellt.
In Widersprüchen denken, und trotzdem handlungsfähig bleiben – Inklusive Bildung zwischen egalitärer Differenz und meritokratischem Prinzip
Prof. Dr. Dieter Katzenbach, Goethe-Universität Frankfurt am Main
15.05.2019, Campus Koblenz
Die Programmatik der Inklusion hat durch die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention eine starke - menschenrechtlich fundierte – normative Grundlegung gefunden. Das enthebt sie allerdings nicht der Widersprüche, in denen das Bildungssystem ohnehin schon immer operieren muss; Inklusion – so die These des Vortrags – verschärft diese aber noch einmal deutlich. Virulent werden diese Widersprüche unter anderem in der interdisziplinären Kooperation, die zwar übereinstimmend als zwingend notwendig für das Gelingen inklusiver Bildung angesehen wird, die aber in der Praxis häufig alles andere als spannungsfrei verläuft. Im Vortrag sollen diese Spannungsfelder benannt werden, und es wird danach gefragt, wie die Lehrerbildung darauf reagieren kann.